Festsaal und Wandbild VERSÖHNUNG von Werner Juza
Die Nachricht vom Tod Werner Juzas erfüllt uns mit Trauer. Er verstarb am 25. August 2022 im 98. Lebensjahr. Der Künstler schuf sein wohl bekanntestes Werk – das Wandbild „Versöhnung“ im Festsaal des Hauses der Kirche – Dreikönigskirche. Darüber sind wir dankbar und stolz. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Das Wandbild „VERSÖHNUNG“ im Festsaal in der 2. Etage unseres Hauses bedeckt eine Wandfläche von insgesamt 18 x 7 Metern. Es entstand zwischen Frühjahr 1989 und Sommer 1990 im Zuge des Wiederaufbaus der Dreikönigskirche und des Ausbaus in ein Tagungszentrum. Werner Juza (1924 - 2022) malte es mit Kaseinfarbe auf trockenen Putz. In seiner Entwurfsvorlage von 1988 verarbeitete der Maler christliche Glaubensinhalte mit aktuellen gesellschaftskritischen Elementen. Juza, der in Wachau gelebt und gearbeitet hat, verstarb am 25. August 2022.
Die Komposition ist auf das Kreuz ausgerichtet. Gesichtslose Menschen in Uniform als Ausdruck von Macht in Konfrontation mit Menschengruppen streben genauso hin zum Kreuz wie ein Menschenpaar, was ungeborenes Leben und das lebenserhaltende Wasser schützt und so die Versöhnung mit der Schöpfung ausdrückt, aber auch Menschen mit Symbolen, die an die Verantwortung in Medizin, Wissenschaft und Forschung hinweisen. Tod und Leben, Vernichtung und Erlösung, Trauer und Trost vereinigen sich im Abbild des Gekreuzigten. In dem Wandbild kommt Enttäuschung und Verzweiflung genauso zum Ausdruck wie Hoffnung und Freude, pfingstliche Begeisterung und christliche Versöhnung.
Werner Juza möchte die Betrachter durch Konfrontation in das Geschehen des Bildes einbeziehen und ihnen zur Identifikation mit einzelnen Figuren und Szenen verhelfen, um dadurch VERSÖHNUNG erlebbar zu machen.
Arbeit am Wandbild 1989/90
Der Sächsische Landtag im Festsaal
Die ersten drei Jahre seines Bestehens (1990 bis 1993) arbeiteten die Mitglieder des 1. Sächsischen Landtages nach der friedlichen Revolution in dem großen Saal der Dreikönigskirche vor diesem Wandbild und beschlossen dort die sächsische Verfassung.
Die Dreikönigskirche und ihr Altar
Die klugen und die törichten Jungfrauen (Benjamin Thomae, 1741)
Im Kirchenraum steht der großartige, 1741 vom Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae (1682-1751) geschaffene Altar, der ebenfalls den Tod - hier aber in der triumphalen Form seiner Überwindung und der ewigen Seeligkeit zum Thema hat. Der himmlische Bräutigam Jesus steht im Strahlenkranz vor dem Hochzeitssaal (dem Himmelreich) und empfängt mit weitgeöffneten Armen die klugen Jungfrauen, die Eingang erhalten. Ihre törichten Schwestern (im Hintergrund) indes hatten vergessen, rechtzeitig Öl auf ihre Lampen zu füllen, sie kamen auf ihrer Suche in der Dunkelheit vom rechten Wege ab, verirrten und verspäteten sich und so bleibt ihnen die Tür zum Paradies auf ewig versperrt. Diese Botschaft ist eindeutig!
Links und rechts begleiten die Evangelisten Matthäus (der das Gleichnis erzählt) und Johannes (mit dem Adler als Attribut) das Geschehen.
Kirche und Altar wurden im Zweiten Weltkrieg bei dem Bombenangriff auf Dresden zerstört bzw. schwer beschädigt. Die Dreikönigskirche ist wieder aufgebaut, doch der Altar wurde seitdem bewusst in seiner beschädigten Form belassen.
(Quelle: http://www.brunnenturmfigur.de)
Der Totentanz
Christoph Walter I. (1534)
Die Dreikönigskirche beherbergt seit 1990 eine kostbare Rarität der Renaissancebildhauerkunst: Den Dresdner Totentanz. Geschaffen hat ihn um 1534 Christoph Walther I. im Auftrag des katholischen Herzogs Georg des Bärtigen für dessen Schlossneubau. Nach einem Brand des Schlosses schenkte es August der Starke der Dreikönigskirchgemeinde.
Zu sehen sind auf einer Länge von 12 m und einer Höhe von 1,20 m 27 Figuren, 24 Menschen- und drei Todesgestalten, letztere den Fries hierarchisch gliedernd: Der erste Tod führt die Vertreter des Klerus´ an, ein zweiter Tod die der bürgerlichen Stände, jede Gruppe wiederum in absteigender Rangfolge gestaffelt. Nun folgt das weibliche Geschlecht, ebenfalls gegliedert in Adel, Bürgertum und Bauernstand, worauf sich drei Gestalten anschließen, die vermutlich symbolisch für Reichtum, Jugend und Alter stehen und als Paraphrase auf deren Nichtigkeit im Angesicht des Todes gedeutet werden können. Der dritte Tod beschließt den Reigen und treibt seine Ernte mit der Sense vor sich her.
Interessanterweise sind einige Figuren genau identifizierbar: So sind Kaiser Karl V., König Ferdinand I. von Böhmen und Herzog Georg zu erkennen, und gerade diese Konkretheit der dargestellten Figuren verlieh dem Fries damals eine hohe Brisanz. Zudem verweisen die Dargestellten durch ihre Attribute klar auf die katholischen Ambitionen des Auftraggebers: So hält Georg einen Rosenkranz in der Hand und trägt ebenso wie sein Nachbar (eventuell sein Sohn) den Orden vom Goldenen Vlies auf der Brust – Aufgabe des Ordens war die Stärkung der katholischen Kirche. In Zeiten der Erschütterung durch die Reformation wollte der Herzog damit ein weithin sichtbares Zeichen setzen, um seiner katholischen Überzeugung Ausdruck zu verleihen.
Der Dresdner Totentanz sprengte inhaltlich und formal den üblichen Rahmen der Totentänze jener Zeit, die, auf Kirchen- oder Friedhofswände gemalt oder später auch als Drucke verbreitet, an unsere Nichtigkeit und Vergänglichkeit gemahnen sollten. Der Dresdner Fries hatte noch eine andere Dimension: Indem Herzog Georg seinen Fries an einem weltlichen Bauwerk und einer ausgesprochen exponierten Stelle präsentierte und mit einer Aussage unterlegte, die der damalige Betrachter nicht anders verstehen konnte denn als Aufforderung, sich nicht auf „lutherische Abwege“ einzulassen, geht er über die übliche Memento-Mori-Funktion hinaus und fügt eine moralisierende und politisierende Komponente hinzu. Diese inhaltliche Erweiterung des Totentanzes verlor freilich ihre Bedeutung nach dem Tode Georgs - auch das Albertinische Sachsen wurde mit seinem Nachfolger zu einer lutherischen Hochburg, wie es das Ernestinische Sachsen bereits war. Unbenommen davon bleibt die hohe künstlerische Qualität des Frieses, die auch mit allen Spuren, die Zeit und Mensch hinterlassen haben, den aufmerksamen Betrachter nach wie vor berührt.